Segelboot bei Sturm – Was tun, wenn der Wind ernst macht?
(Mit unseren Learnings aus dem Oktobersturm an der Ostsee)
Segeln bedeutet Freiheit – aber Freiheit braucht Respekt.
Wer den Oktobersturm 2023 an der Ostsee erlebt hat, weiß: Der Wind kann in Sekunden von Freund zu Gegner werden.
Böen mit über 120 km/h, Wellen wie Wände und eine Naturgewalt, die niemand stoppt – nur übersteht.
Wir vom Wiking Yachthafen Schleswig waren mittendrin.
Wir haben Boote gesichert, Leinen nachgelegt, Fender überprüft – und gelernt, was wirklich zählt, wenn der Wind dreht.
In diesem Beitrag teilen wir unsere Erfahrung – und geben dir unsere besten Tipps, wie du dich und dein Boot bei Sturm schützt.
Ehrlich. Direkt. Norddeutsch.
1. Der Sturm im Oktober – was wirklich passiert ist
In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 2023 hat ein Tiefdruckgebiet mit Windstärke 11 über die Ostsee gezogen.
In Kappeln, Maasholm, Eckernförde und Schleswig stieg das Wasser um mehr als 1,80 Meter über den Normalpegel.
Boote wurden losgerissen, Stege überflutet, Leinen sprangen.
Bei uns im Wiking Yachthafen Schleswig standen die Stege zeitweise unter Wasser –
aber: Kein Boot ging verloren. Kein größerer Schaden.
Warum?
Weil Vorbereitung alles war.
💬 Unser Hafenmeister erinnert sich:
„Wir wussten zwei Tage vorher, dass’s heftig wird. Also haben wir jede Leine kontrolliert, alle Fender kontrolliert und Planen gesichert. Wer das macht, kommt heil durch.“
Diese Nacht hat uns gelehrt:
Sturm ist keine Ausnahme. Sturm ist Teil des Segellebens.
Und wer ihn versteht, bleibt sicher.
2. Lektion 1: Erkennen, bevor’s kracht
Der Oktobersturm hat gezeigt, wie wichtig es ist, Wetterberichte ernst zu nehmen.
Viele Segler dachten: „Ach, das zieht vorbei.“
Aber Wind kennt keine Diskussion.
Worauf du achten musst:
- Starker Luftdruckabfall → Sturmwarnung
- Dunkelgraue, geschlossene Wolkendecke → Front zieht auf
- Rasche Winddrehung um 90° → Starkwindphase kommt
Pro Tipp:
Bevor du rausfährst, check Windy, DMI und Windfinder – und schau nicht nur auf Windgeschwindigkeit, sondern auf Böenwerte und Windrichtung.
👉 Wetter-Törnberatung anfordern
3. Lektion 2: Reffen ist keine Schwäche
Einer der größten Fehler beim Oktobersturm: Viele Segler waren zu spät dran.
Wer bei 6 Beaufort noch Vollzeug fährt, hat bei 8 keine Chance mehr.
Merksatz:
Reffen, sobald du denkst, dass du’s bald tun solltest. Nicht danach.
So machst du’s richtig:
- Großsegel zuerst verkleinern (1. Reff früh setzen)
- Genua halb einrollen oder Sturmfock setzen
- Baum sichern – kein wildes Schlagen
Bei uns im Hafen haben einige Crews rechtzeitig gerefft – andere kamen mit flatternden Segeln zurück.
Das Ergebnis sprach für sich: Wer vorbereitet war, kam trocken an.
4. Lektion 3: Kommunikation rettet Nerven
Wenn der Wind pfeift und die Wellen klatschen, brauchst du klare Ansagen.
Kein Geschrei, kein Chaos – Klar zur Wende heißt Klar zur Wende.
Auch an Land gilt das.
Im Oktobersturm haben wir im Hafen eine kleine „Taskforce“ gebildet:
Jeder kümmerte sich um ein Stegsegment, wir hielten Funkkontakt, informierten Bootsbesitzer und halfen einander.
💡 Fazit:
In einem guten Hafen ist niemand allein im Sturm.
5. Lektion 4: Richtig sichern im Hafen
Der Sturm hat uns gezeigt, dass die meisten Schäden nicht auf See, sondern im Hafen passieren.
Lose Planen, zu kurze Leinen, falsch positionierte Fender – das sind die Klassiker.
Unser Hafen-Check bei Sturmwarnung:
- Leinen doppelt belegen (mit Vor- und Achterleine)
- Zusätzliche Springs setzen
- Fender auf Hüfthöhe in doppelter Reihe
- Sprayhood & Persenning abnehmen
- Stromstecker vom Land trennen
🧰 Zusatz-Tipp:
Verwende bei längeren Leinen Scheuerschutzschläuche. Viele Risse entstehen an scharfen Pollerkanten – besonders bei Starkwind aus West.
👉 Sturmsicheren Liegeplatz anfragen
6. Lektion 5: Notfallmanöver auf dem Wasser
Falls du doch draußen bist, gilt:
Kleiner Kurs, große Ruhe.
Bei Sturm auf See:
- Immer Rettungsweste + Lifebelt tragen
- Crew sichern (jeder angeleint)
- Motor startklar halten
- Kurs ändern, um Wellen seitlich zu nehmen
- Keine Patenthalse!
Wenn’s gar nicht mehr geht:
Segel bergen, Motor an, Wind ablaufen lassen – und in Richtung sicheren Hafen drehen.
Wir hatten während des Oktobersturms zwei Boote, die spät zurückkehrten – beide kamen heil an, weil sie ruhig und konsequent gehandelt haben.
7. Lektion 6: Nach dem Sturm ist vor dem nächsten
Der Morgen danach war still.
Ein paar Fender hingen im Wasser, Leinen spannten sich noch, aber: Alles stand.
Wir sind über jedes Boot gegangen:
- Rigg geprüft
- Leinen kontrolliert
- Bilgen inspiziert
- Elektrik gecheckt
Diese Routine nach jedem Sturm ist Gold wert – sie verhindert Folgeschäden.
💡 Tipp:
Mach Fotos vom Bootzustand nach einem Sturm – so kannst du bei Versicherung oder Reparatur schnell reagieren.
9. Sturm und Schönheit – zwei Seiten derselben Schlei
Der Oktobersturm war heftig.
Aber er hat uns auch gezeigt, wie kraftvoll und lebendig die Schlei ist.
Nach dem Chaos kam die Stille. Und mit der Stille kam wieder das, was uns alle hier verbindet: Liebe zum Segeln.
Am Abend nach dem Sturm lagen die Boote ruhig da, das Wasser spiegelte das goldene Licht –
und jeder wusste: Das ist es wert.
Wer dieses Gefühl einmal erlebt hat, weiß, warum wir sagen:
Die Schlei ist das schönste Segelrevier – auch, wenn sie zeigt, was sie kann.
🌅 Und wenn du solche Momente festhalten willst – schau dir diesen Fotograf in Schleswig
10. Fazit: Ein Sturm ist kein Feind – sondern ein Lehrer
Jeder Sturm zeigt uns, dass Segeln mehr ist als Freizeit.
Es ist Verantwortung, Planung – und Gemeinschaft.
Wir haben aus dem Oktober gelernt:
- Gute Vorbereitung rettet Boote.
- Ein Hafen funktioniert nur, wenn alle zusammenhalten.
- Und echte Segler haben keine Angst vor Wind – nur Respekt.
Darum sagen wir:
Wenn du einen sicheren Platz suchst, wo man den Wind versteht und das Wasser liebt,
👉 melde dich bei uns im Wiking Yachthafen Schleswig

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